Nein, es war nicht Klum-Schoßhund und ewig ZWEITbekanntester deutscher Designer Wolfgang Joop, der das Traditionshaus Schiesser nach seiner Insolvenzanmeldung im Jahr 2009 wieder auf die Beine brachte. Tatsächlich kam es nie zur Vertragsunterzeichnung zwischen Joop und Schiesser. Trotzdem war er nicht gänzlich unbeteiligt an der Wiederbelebung des Radolfzeller Unternehmens.
Schon vor der großen Pleite vor 6 Jahren erlebte das von dem Schweizer Jacques Schiesser gegründete Unternehmen Aufs und Abs. 1875 begannen Schiesser und seine Frau Malwine im süddeutschen Städtchen Radolfzell die Produktion sogenannter Trikotagen. Bereits fünf Jahre später exportiert das Paar nach Indien, China und Japan und beschäftigt 280 Mitarbeiter. Bis Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wächst die Belegschaft auf 1.200 Mitarbeiter an, weitere Filialen werden gegründet. Der Krieg hinterlässt seine Spuren und Schiesser muss einen Großteil der Beschäftigten entlassen. Jacques Schiesser verstarb bereits vor Ausbruch des Krieges. Sein Neffe Jean übernahm nach dem Tode des Onkels die Leitung des Unternehmens. Nach einer kurzen Erholung schlägt die Inflation um 1929 zu und die Schließung mehrerer Niederlassungen wird erforderlich. Schiesser ist seit 1916 Aktiengesellschaft. 1933 kommt es zum Aufschwung in der deutschen Wirtschaft, 1936 tritt Jean Schiesser als Vorstand und Geschäftsführer der Schiesser AG zurück und mit Walter Schellenberg tritt erstmals kein Familienmitglied an die Spitze des Unternehmens.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bedingt ein Rohstoffmangel die fast vollständige Aufgabe der Produktion. Mit den 1950er Jahren dann endlich der Eintritt einer langen Expansionsphase. Bis 1975 vergrößert sich die Schiesser AG jedes Jahr weiter – Schiesser wird zur Weltmarke und in den 1990er Jahren außerdem dank großflächig platzierter Werbekampagnen zum Lifestyle. Nur wenige Jahre später gerät der Wäschehersteller ins Straucheln und meldet 2009 die Insolvenz an. Modedesigner Wolfgang Joop ist im Gespräch, das Unternehmen wieder auf den Erfolgskurs zu bringen. Sein eigenes Label JOOP! hatte er zu diesem Zeitpunkt bereits lange verkauft und widmete sich derzeit dem neu gegründeten Wunderkind. Für kurze Zeit wurde sogar spekuliert, Joop würde das angeschlagene Unternehmen kaufen wollen. Tatsächlich sollte er aber lediglich als Gesicht und Kreativdirektor der Marke ein neues Image verleihen, bis Schiesser den Börsengang wagen konnte. Insolvenzverwalter Dr. Gruber befand allerdings bald nach dem Aufkommen erster Meldungen über die Unterstützung des Designers, dass Joops Hilfe nicht mehr gebraucht werden würde. Schiesser schrieb wieder schwarze Zahlen. Vielleicht auch durch das wiederbelebte Medieninteresse über den vermeintlichen Joop’schen Einstieg. 2012 dann die Entscheidung, Schiesser werde nicht an die Börse gehen, sondern an den Konkurrenten Delta Galil aus Israel verkaufen. Heute ist das Unternehmen seine Schulden los, und Wolfgang Joop? Der fand in Heidis Model-Casting-Show eine neues Zuhause.