Auf den ersten Blick mag Schauspieler Matthew Ludwinski vielleicht aussehen wie der ehemalige Klassenschwarm, der noch immer verdammt sexy ist. Der Star aus „Going Down in LA-LA Land“ ist allerdings willens, uns alle eines besseren zu belehren. Die funkelnden blauen Augen und sein ansteckendes Lachen lassen nicht vermuten, dass er den ganzen Tag gearbeitet hat. Gerade eben erst hat man ihm das Make-Up aus dem Gesicht gewischt und wie er da so umwerfend daherkommt, möchte man schwören, dass Matthew Ludwinski schrecklich arrogant ist. Falsch gedacht. Noch bevor er überhaupt Platz genommen hat, verrät er, wie nervös er ist. Es ist sein erstes „echtes“ Interview. Diese Mischung aus unbestreitbarer Attraktivität und Bescheidenheit ist bezaubernd, und gleichzeitig ist man vom ersten Moment an um Matthew besorgt, denn wer im Showbusiness bestehen will, braucht Ellenbogen.
WIE IST DAS, WENN MAN SO VERDAMMT GUT AUSSIEHT?
(komisch dramatisch) Es ist eine Bürde.
GIBST DU DEINEN ELTERN DIE SCHULD DARAN?
Nein, überhaupt nicht. Ich war ein recht hässliches Kind. Es war reiner Wille. Der Wille gut auszusehen. (lacht)
DANN HAST DU ALSO GANZ ALLEIN FÜR DIESE TRAGÖDIE GESORGT?
Nun, ich dachte mir, ich versuche mich gar nicht erst in der brotlosen Kunst, sondern mache gleich einen auf Model in New York. Ich dachte: ‚Hey, ich werde ein sorgenfreies Leben führen‘, bis sich herausstellte, dass das Modeln genauso brotlos ist wie die Schauspielerei. Diese Lektion habe ich mittlerweile gelernt.
HAST DU DAS GEFÜHL AUCH ZU SCHAUSPIELERN, WENN DU MODELST, ODER SPIELST DU DANN EINFACH NUR MATTHEW LUDWINSKI?
(nickt) Ich spiele eine Art idealisierte Form von mir. Es ist merkwürdig, darüber zu sprechen, weil ich selbst noch nicht sicher bin, ob ich es richtig mache. Aber wenn du eine Pose einnimmst oder dich in ein Gefühl hineinversetzt, ist es, als lässt du dich auf eine Stimmung ein. Trotzdem ist es etwas anderes, ob du nun schauspielerst oder modelst. Beim Modeln ist die Selbstwahrnehmung viel größer. Du achtest auf den richtigen Winkel, darauf, dass dein Kiefer nicht verspannt, ob du sexy aussiehst. Beim Schauspielen musst du vor allem echt wirken.
„GOING DOWN IN LA-LA LAND“ ERZÄHLT DIE GESCHICHTE VON EINEM TRAUM, DER ZUM ALBTRAUM WIRD UND SO SCHON HUNDERTE MAL IN HOLLYWOOD PASSIERT IST. MAN MÖCHTE MEINEN, DASS JUNGE SCHAUSPIELER MITTLERWEILE DARAUS GELERNT HÄTTEN.
Tja, ich weiß, warum die Leute noch immer nach Hollywood strömen. Das Gefühl, das einem die Schauspielerei gibt, ist einfach zu gut. Die dreißig Tage, in denen wir den Film gedreht haben, waren die schönsten meines Lebens. Und dabei wir haben 14 Stunden am Tag gearbeitet! Im Showbusiness verbringt man so viel Zeit mit Networking und Händeschütteln, dass man schnell vergisst, was man eigentlich an dem Beruf liebt. Es ist das Gefühl beim Dreh. Es macht einen high. Die Schauspieler, die tatsächlich für die Bühne geboren worden sind, kümmern sich aber nicht um das Drumherum oder darum, was der Job abverlangt. Sie denken nur über die nächste Möglichkeit nach zu schauspielern.
GIBT ES JEMANDEN, DESSEN KARRIERE DU GERNE LEBEN WÜRDEST?
Ich will gar nicht die Rollen von Leuten spielen, die ich bewundere. Ich liebe Tom Hanks und Jimmy Stewart. Ich bin verrückt nach Jim Carrey, aber auch der ist so gar nicht wie ich. Hmm. Sean Penn! Wenn ich mich entscheiden müsste, wäre es wohl Sean Penn. Er und Cate Blanchett – wenn man sie auf der Leinwand sieht, das ist Wahnsinn. Sie spielen jede Rolle mit so viel Gefühl und Verletzlichkeit.
IST DAS DER ANSPRUCH EINES SCHAUSPIELERS? EMOTIONAL UND VERLETZLICH ZU SEIN?
Absolut.
AUCH IN SEXSZENEN WIE DER IN GOING DOWN IN LA-LA LAND?
Ich selbst musste die ganze Zeit an meine Bauchmuskeln denken. Es war das einzige Mal, wo ich wirklich eitel war und das Model raushängen ließ. Ich habe darauf bestanden, die Szene am Monitor mitzuverfolgen, und habe permanent über Rumpfbeuge nachgedacht. Ganz bestimmt nicht sehr förderlich für das Spiel.
HAST DU EINE LIEBLINGSSZENE IM FILM?
Die Szene, vor der ich am meisten Angst hatte, war die, in der mein Charakter kurz vorm Selbstmord steht und betrunken und nur in Unterwäsche durch die Wohnung tanzt. Meine Vorstellungen von der Szene waren eher vage. Wir sind in den Proben durch den Raum geschritten, haben Punkte markiert, an denen etwas passieren sollte. Ich war total nervös und ich glaube, die Crew war es auch. Sie wussten ja auch nicht, was ich am Ende tun würde. Ich habe alles gegeben, so als hätte ich gerade drei Vodka-Red-Bull getrunken, bin umhergetorkelt, habe die Möbel umgeschmissen und geschwitzt wie ein Stier. Danach fühlte ich mich regelrecht fiebrig. Trotzdem ist das eine meiner liebsten Erinnerungen.
UND HABEN SIE DIR TATSÄCHLICH ALKOHOL GEGEBEN, UM DICH LOCKER ZU MACHEN?
Ich habe Casper gefragt, ob ich mich betrinken darf. (imitiert die Stimme seines Co-Stars und Regisseur) ‚Oh, ich halte das für keine gute Idee.‘ Er kommt aus Schweden, daher der Akzent. (lacht)
WENN DU ES DIR AUSSUCHEN KÖNNTEST: WAS WÄRE DEIN NÄCHSTES PROJEKT?
Nun, wir alle wissen mittlerweile, dass es der Karriere guttut, einen Vampir oder Werwolf zu spielen. Und danach kommt Hamlet.