Cupro, Tencel, Micro Modal: Nein, es handelt sich nicht um Charaktere einer japanischen Zeichentrickanimation. Cupro und Co. sind die neuen Stars der Textilindustrie und echte Multitasker. Die Hightech-Fasern kühlen, wärmen, belüften und schmeicheln. Sie sind flexibel und widerstandsfähig, hautfreundlich und resistent gegenüber äußeren Einflüssen gleichermaßen. Manche retten sogar die Welt.
Immer neue Herstellungsverfahren und Fortschritte in Forschung und Verarbeitung machen heute eine Vielzahl von Fasern möglich, die später zu Garn gesponnen werden. Einige sind schon lange bekannt, werden aber noch nicht lange großflächig eingesetzt, da ihre Funktionen lange unbekannt blieben. Andere sind erst jetzt gewinnbringend zu produzieren. Nicht alle haben Vorteile gegenüber der guten alten Baumwolle. Wenige haben das Potenzial zum Textilstar. Tencel ist so ein prominentes Mitglied der Faserfamilie und besticht vor allem durch seine außerordentlichen Eigenschaften bei hoher Trockenheit oder Feuchtigkeit. Extreme Temperaturen werden reguliert, Tencel-Unterwäsche nimmt doppelt so viel Flüssigkeit auf wie zum Beispiel Baumwolle. Tencel gehört zu den Regenerat- oder Zellulosefasern und wird aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Auf der Haut wirkt die verarbeitete Faser kühlend und leicht. Das taktische Erlebnis ist butterweich. Die Faser neigt nicht zur Faltenbildung und ist auf Grund seiner Eigenschaften vor allem bei Sportlern beliebt. Aushängeschild und Schaustück der Regeneratfasern aber bleibt die Modalfaser, oft als MicroModal ausgewiesen, die selbst den Alleskönner Seide aussticht. MicroModal ist dünner als das Raupenprodukt, weicher und viel belastbarer. Da MicroModal ausschließlich aus Buchenholz hergestellt wird, sind Stoffe aus dieser Faser allergikerfreundlich und das Endprodukt biologisch hundertprozentig abbaubar.
Cupro, die bessere Baumwolle? Zwar wird Cupro aus Baumwollresten, genauer aus den Haaren der Samen der Baumwolle hergestellt, schlägt sein Vorbild allerdings in nahezu allen Eigenschaften. Ist die zuvor separierte Zellulose erste einmal zum Faden gesponnen, ist Cupro nicht mehr aufzuhalten. Cupro liegt weicher auf der Haut, absorbiert mehr vom Körper abgegebene Feuchtigkeit und wirkt antistatisch. Cupro ist wachmaschinenfest und stört sich auch nicht daran gebügelt zu werden.
Ähnlich robust ist auch die Bambusfaser, die in den meisten Fällen als Rayon oder Bambus-Rayon verarbeitet wird, und damit auch zu den Zellulosefasern gehört. Rayon ist ein guter Schutz gegen Hitze wie Kälte gleichermaßen, nimmt Schweiß schnell auf und dient als verlässlicher Filter von UV-Strahlen. Der maßgebliche Vorteil von Zellulosefasern aus Bambus gegenüber ähnlichen Fasern ist aber die vergleichsweise geringe Belastung der Natur durch die Zucht und Produktion. Bambus ist überaus genügsam, wächst bis zu einem Meter pro Tag und neigt sogar zu einem Mehrwachstum nach Beschnitt. Ein Bambusfeld generiert bis zu 40 Prozent mehr Sauerstoff als beispielsweise ein ähnlich großes Areal Blätterwald und benötigt weder den Einsatz von Pestiziden noch Dünger. Der australische Unterwäschehersteller aussieBum investierte vor wenigen Jahren in die Promotion seiner neuen Bambusfaser-Linie und experimentierte auch schon mit Bananenblätterfasern, andere Brands sprangen auf den Zug mit auf und produzierten eine eigene Bamboo-Kollection, denn aller Robustheit zum Trotz: Bambus ist atmungsaktiv und fühlt sich dort, wo es drauf ankommt, angenehm weich an. / Felix Just