Die richtige Unterhose zu finden, gestaltet sich mitunter etwa so unbeschwerlich, wie die letzten Semester im Jurastudium. Die erste Welle Euphorie („So schwer ist es ja gar nicht!“) ist nach wenigen Minuten im Shoppingcenter des Vertrauens abgeebbt und großzügig verteilt tritt Verzweiflung an Stelle des eben noch motivierendem Frohmuts. Zu eng, zu weit, zu kurz. Nichts will passen, und so langsam macht sich der Gedanke breit, unser Körper würde sich tunlichst dagegen wehren wollen, die paar Quadratzentimetern Baumwolle zu tragen. Diese 5 goldenen Schlüpferregeln sollen helfen:
1. No Name, no problem!
Eine Marke macht noch lange keinen Apfelpo. Da können die Buchstaben „D“ & „G“ in noch so großen Lettern vom Bund schreien, bislang wurden noch kein Arsch knackiger durch das bloße Hinzufügen weiterer Buchstaben. Wann immer wir sie lassen, suggerieren Werbung, Castingshows und das Internet: Kaufe Markenware, werde schöner, muskulöser, begehrenswerter! Entscheidend, gerade bei Unterwäsche sind aber nicht die aufwendig produzierten 30-Sekünder von Hilfiger und Co., was zählt sind Material, Schnitt und vor allem die Passform.
2. Passt, wackelt und hat Luft?
Und ist der Print am Hintern noch so schön, passt die Buxe nicht, helfen selbst Modelmaße nicht mehr über den fehlenden Halt hinweg. Viele Marken haben sich schon lange von der klassischen Naht zwischen den Pobacken verabschiedet und produzieren Trunks und Boxer Briefs ausschließlich mit zwei Nähten die den Po einfassen oder verzichten völlig auf Nähte auf der Rückseite. Zu viel Platz an der Front lassen auch großzügig ausgestattete Männer winzig aussehen, farblich abgesetzte Eingriffe können schon mal vom Wesentlich ablenken. Aber woran erkennt Mann nun, dass die Schlüpfer sitzt? Wenn alles passt, ist die Unterhose wie ein gut gemeinter Griff in den Schritt, sie kneift nicht, drückt nicht und engt nicht ein, bietet aber ausreichend Support, um selbst bei einem Handstand keine Peepshow zu provozieren.
3. Grün ist das neue Rot.
Aberglauben sei Dank, macht die Verkaufsstatistik diverser Marken, die rote Unterhosen vertreiben – und das sind so ziemlich alle großen Brands dieser Welt –, immer kurz vor Silvester einen kleinen Hüpfer. Abgesehen vom letzten Tag im Jahr darf aber auf Signalfarbe unter der Jeans verzichtet werden, denn allen Lingerie-Werbespots zum Trotz machen die wenigsten mitteleuropäischen Hauttypen in dem als klassische Farbe für sexy Underwear propagierten Rot eine gute Figur. Nur wer mit extrem heller Haut und dunklen Haaren gesegnet ist – bei Frauen gerne als Schneewittchen-Typ beschrieben – sollte zu knalligem Rot greifen. Alle anderen, und das sind die meisten deutschen Männer, verfügen über eine verhaltene Bräune und aschblondes bis mittelbraunes Haar. Dieser Großteil der männlichen Bevölkerung Deutschlands kann in dunklem Grün punkten, macht aber auch mit erdigen und gedeckten Braun- und Grautönen nichts falsch.
4. Know your body.
Was an Supermodel und Posh-Lover David Beckham gut aussieht, behält nach Abzug von jahrelangem Training, ausgiebiger Bildbearbeitung und einem gut ausgeleuchteten Studio nur selten noch seine Sexy-Garantie. Zwängt sich Otto Normal in die Buxen schwedischer Modehäuser ist von der Fantasie aus der Werbung nur noch wenig übrig. Wer aber seinen Körper kennt, kann schnell entscheiden, welcher Schnitt am besten zu ihm passt. Schwimmerkörper mit der typischen V-Form (breite Schultern, schmale Hüfte) betonen ihre Stärken in Briefs. Waschbärbauch oder eher kastig? Trunks kaschieren, wo sie müssen und setzen in Szene, wo sie können. Lange, drahtige Männer haben die Wahl zwischen kurzen Shorts, sind aber auch in Briefs mit tiefem Bein gut beraten.
5. Change a winning team!
Auch wenn viele Männern meinen würden, das Tragen von frischer Unterwäsche wäre obligatorisch und hier als Regel überflüssig, ein nicht unwesentlicher Teil der deutschen Männer, scheint es nicht so genau zu nehmen mit der Hygiene. Laut unterschiedlicher Studien und Umfragen sind es sogar zwischen 15 und 30 Prozent, die nicht täglich ihren Schlüpfer wecheln. Auch kaufen Männer wesentlich seltener neue Unterwäsche als ihre weiblichen Mitkonsumenten. In begleitenden Studien potenzieller Flirtpartner war frische und modische Unterwäsche allerdings auch Entscheidungsmotivator für alle Aktivitäten nach dem Restaurantbesuch. Wer die Schlüpfer also mal wieder aus anderen Gründen in die Kniekehlen ziehen will, als für die bloße Erledigung des Toilettengangs, wechselt täglich und hält sich auch an die vorangegangenen vier Regeln. / Felix Just